Naturschutzprojekte
Da unsere Stiftung neu gegründet wurde und sich gerade im Aufbau befindet, wird diese Kategorie erst nach und nach mit Leben gefüllt.

Erste Projektumsetzung: Anlage/Erweiterung von Kleingewässern für den Amphibienschutz
Die Naturschutzstiftung hat auf ihrer Fläche in der Samtgemeinde Bardowick nahe des Ilmenaukanals ihr erstes Projekt in die Fläche gebracht. Dabei wurden ein bestehendes Kleingewässer vergrößert und somit der am Standort wachsenden Laubfroschpopulation weitere Entwicklungsmöglichkeiten gegeben. Die Abmessungen des Gewässers betragen nun 80 m x 8 m, bei einer Tiefe von ca. 40 cm. Die Erweiterungsbereiche wurden mit Pflanzensoden aus anderen Bereichen des Gewässers belegt, um die Entwicklung eines für Amphibien geeigneten Lebensraums zu beschleunigen. Das Umfeld wurde von höherem Bewuchs freigestellt, um auch in den Abendstunden noch eine optimale Belichtung und Temperierung zu erreichen. Der Aushub wurde zur Übertragung von Pflanzen auf eine benachbarte Naturschutzfläche verbracht. Die Arbeiten konnten glücklicherweise zu einem Zeitpunkt abgeschlossen werden, zu dem die Fläche noch gut befahrbar war und vergleichsweise wenig Schäden angerichtet wurden.

Aus intensiv genutztem Grünland wird strukturreicher Lebensraum
Wetter, Befahrbarkeit des Bodens und nicht zuletzt die Stimmung waren gut – als im April 2023 mit der Aufwertung der ersten größeren Stiftungsfläche begonnen wurde.
Ein bisher intensiv genutztes Grünland im Radbrucher Raum wird in eine extensive Bewirtschaftung mit 2-schüriger Mahd, ohne Düngung oder den Einsatz von Pestiziden überführt – ergänzt um die Anlage einer breiten Heckenstruktur mit stufigem Aufbau, einem Übergangsbereich zum angrenzenden Wald und einzelne Solitärbäume auf der 3 Hektar großen Fläche.
Dadurch soll eine Erhöhung des floristischen und faunistischen Artenspektrums erreicht werden. Von der Entwicklung und Erhaltung artenreicher Pflanzengesellschaften profitieren zahlreiche mit ihnen in Beziehung stehende faunistische Artengruppen. Durch ein gesteigertes Pollen- und Nektarangebot erhöht sich die Zahl der Insektenarten, was gemeinsam mit weiteren Faktoren wie relativer Störfreiheit zu einem attraktiven Lebensraum für verschiedene Vogelarten, Kleinsäuger und Amphibien führt.
Durch die Hecke wird eine Abgrenzung zur benachbarten, intensiv bewirtschafteten Ackerfläche hergestellt und ein Biotop geschaffen, das insbesondere als Habitat für zahlreiche Vogel- und Insektenarten, aber auch als Nahrungs-, Brut, Rückzugs- und Schlafstätte für Kleinsäuger attraktiv ist. Durch die Anlage der Hecke entsteht darüber hinaus eine halboffene und reich strukturierte Landschaft. Diese Maßnahme soll in Kombination mit der Grünlandextensivierung und der Waldsaumgestaltung die Ansiedlung des Neuntöters (Lanius collurio) unterstützen. Hierbei liegt der Fokus auf der Stabilisierung und Aufwertung seines Lebensraumes und der Stärkung seines regionalen Bestandes. Diese Zielsetzung trägt den vereinzelten Sichtungen des Neuntöters in der näheren Umgebung Rechnung.
Die Hecke soll darüber hinaus als Landschaftselement fungieren, welches in Kombination mit weiteren Feldgehölzen einen Beitrag zur Biotopvernetzung leistet. Gleichzeitig dient die Heckenstruktur als Landschaftselement, welches in die Vierhöfener Heide passt und durch blühende und Früchte tragende Sträucher das Landschaftsbild belebt. Darüber hinaus bietet die Hecke den benachbarten Ackerflächen Schutz vor Winderosion. Die Pflanzung der Hecke ist nun geschafft und wir hoffen auf einen möglichst hohen Anwuchserfolg.
Die ebenfalls bereits durchgeführte lockere Pflanzung von Sträuchern und Bäumen am Waldrand soll einen sanften Übergang vom angrenzenden Wald zum Offenland bewirken. Die bestehende Traufzone wurde durch vereinzelte Bäume und Sträucher ergänzt – die Entwicklung eines Krautsaums wird sich selbst überlassen.
Der Waldsaum wird unter dem Einfluss von unterschiedlich stark ausgeprägten Umweltfaktoren (Licht, Temperatur, Feuchtigkeit) stehen. So vereinen sich in diesem Bereich sowohl Einflüsse des geschlossenen Waldbestandes als auch jene des angrenzenden Offenlandes. Einzelbäume bieten Ansitz- und Singwarten. Der variierende Bedeckungsgrad soll attraktive Plätze für Reptilien und Amphibien schaffen.
Um einen möglichst lockeren Übergang zwischen Wald und Offenland zu gestalten und die Strukturvielfalt weiter zu erhöhen, wurden zusätzlich vereinzelt Solitärbäume auf der Grünlandfläche gepflanzt. Sind die Solitärbäume einmal groß, übernehmen sie wichtige Aufgaben in Natur und Landschaft. Ihre Kronen dienen einer Vielzahl von Insekten als Habitat, sie werden als Niststätten und Ansitzwarten von Greif‐ und Rabenvögeln genutzt, ihre Höhlen sind Wochenstuben von Fledermäusen, Nistplätze von Eulen und Winterquartiere für weitere Arten. Darüber hinaus werden sie als ästhetische Landschaftselemente wahrgenommen.

Teilnahme am Projekt „Grassworks“
Artenreiche Wiesen und Weiden gehören zu den artenreichsten Ökosystemen der Welt. Sie sind das Ergebnis einer traditionellen, jahrhundertelangen extensiven Landnutzung. Allerdings sind in Deutschland viele ökologisch wertvolle Grünlandbestände durch die Bebauung und die veränderte Nutzung der Landschaft verloren gegangen. Durch die Intensivierung der Landnutzung und die damit gestiegenen Stickstoffeinträge sind die verbliebenen Wiesen und Weiden artenärmer geworden, viele vormals häufig vorkommende Arten sind mittlerweile bedroht.
Mit unterschiedlichen Methoden wird versucht, diesen Prozess der Artenverarmung umzukehren. Das Verfahren nennt sich Grünlandrenaturierung, oder Wiederherstellung artenreichen Grünlandes. Manchmal gelingt es, artenreichere Bestände wieder anzusiedeln, doch manchmal misslingt es auch. Das Projekt Grassworks zielt darauf ab, die verschiedenen ökologischen, sozial-ökologischen und sozio-ökonomischen Faktoren zu verstehen, die eine Wiederherstellung artenreichen Grünlands erfolgreich machen.
Im Grassworks Projekt werden Grünlandflächen analysiert und bewertet. Dabei werden vegetationsökologische und entomologische (Wildbienen, Tagfalter) Erfassungen, Analysen von Bodenparametern und des Landschaftskontextes sowie sozioökonomische und sozial-ökologische Erhebungen durchgeführt.
Die Naturschutzstiftung stellt ihre Grünlandlächen für das Forschungsprojekt zur Verfügung. Dabei wird eine bisher nicht renaturierte Stiftungsfläche als negative und eine bereits hochwertige Fläche als positive Referenz für die Projektarbeit herangezogen.
Wir freuen uns dadurch die Leuphana Universität Lüneburg, die Hochschule Anhalt und alle weiteren Projektpartner in ihrem Forschungsvorhaben unterstützen zu können und sind gespannt auf die Ergebnisse der Kartierungen.
Das Projekt verfolgt darüber hinaus einen transdisziplinären (Zusammenarbeit zwischen Forschung und Praxis) Ansatz, in dessen Rahmen konkrete Wiederherstellungsvorhaben gemeinsam mit Praktiker*innen entwickelt und begleitet werden. Dabei spielt die Erarbeitung nachhaltiger und rentabler Nutzungsmöglichkeiten von ökologisch hochwertigen Flächen eine wichtige Rolle.
*überarbeitete Projektbeschreibung, weitere Informationen unter
https://www.leuphana.de/institute/institut-fuer-oekologie/personen/vicky-temperton/grassworks.html