
Streuobstwiese Erbstorf
Lage: Erbstorf
Größe: 2,5 ha
Ausgangsbiotop: Ackerland
Entwicklungsziel: Anlage einer Streuobstwiese, Schaffung von Kleinstrukturen z.B. Lesesteinhaufen, Pflanzung einer Hecke
Im Besitz seit: 2023
Schon gewusst?
Streuobstwiesen zählen zum Immateriellen Kulturerbe der UNESCO in Deutschland.
Streuobstwiesen erhalten die Vielfalt an Obstsorten, sind ein Hotspot der Biodiversität, ein prägender Teil der Kulturlandschaft und ein Stück regionale Identität. Sie sind aus einer landwirtschaftlich-kulturellen Entwicklung hervorgegangen und direkt an menschliches Wissen gebunden. Dabei sind die arbeits- und zeitintensive Pflege und Bewirtschaftung, die Obstverarbeitung, tra-ditionelle Handwerkstechniken sowie verschiedene Feste und Bräuche Teil der Kulturform. Doch mit dem anhaltenden bundesweiten Rückgang der hoch-stammbesetzten Streuobstwiesen drohen die über Jahrhunderte entwickelten Praktiken und das Wissen über die Kulturform in Vergessenheit zu geraten.
Naturschutzprojekte auf der Fläche:
Wolliges Willkommen - Neues Leben auf unserer Streuobstwiese
Nachwuchs bei den Pommernschen Landschafen
Auf unserer Naturschutz-Weide in Erbstorf sind vier Pommersche Landschafe geboren. Die kleinen Fellknäule unterstützen ab sofort ihre großen Familienmitglieder bei der Flächenpflege.
In Erbstorf setzt die Naturschutzstiftung auf Schafe, um die Artenvielfalt auf der Streuobstwiese zu fördern. Ziel ist es, eine ausgewogene Landschaft zu schaffen - mit einer bunten Mischung aus verschiedenen Grasarten und charakteristischen Wildkräutern. Das Ergebnis sind oft mehrere farbenfrohe Blühphasen während der Saison.
Die Schafe beweiden die Wiese nach einem durchdachten System: Die Fläche ist in vier Bereiche unterteilt, die nacheinander beweidet werden. Dabei entstehen kleine "Unordentlichkeiten" wie Trittspuren, Wälzplätze und Trampelpfade - und das ist ausdrücklich erwünscht! Diese scheinbaren Störstellen sorgen für mehr Lebensraum und steigern die Artenvielfalt.
Im Mittelpunkt stehen die Pommerschen Landschafe, eine vom Aussterben bedrohte Haustierrasse. Früher waren diese robusten Tiere entlang der Ostseeküste weit verbreitet. Ihre dicke, wasserabweisende Wolle und ihr zähes Naturell machten sie perfekt für das raue Klima der Region. Egal ob sandiger Boden oder feuchte Moorwiesen - diese Schafe gedeihen überall.
Heute sind Pommernschafe gefragte Landschaftspfleger. Ihre langen Beine, harten Klauen und das schützende Wollvlies machen sie zu idealen Helfern in der Naturpflege. Dabei überzeugen sie nicht nur durch ihre Genügsamkeit und gute Futterverwertung, sondern auch durch ihre Menschenfreundlichkeit.

Hybridpappeln weichen für neuen Lebensraum
Im Winter 2025 setzt die Naturschutzstiftung Landkreis Lüneburg ein weiteres wichtiges Projekt auf ihrer Stiftungsfläche in Erbstorf um. Im Kompensationspool Duanenberg werden gebietsfremde Hybridpappeln entfernt, um Raum für heimische Arten zu schaffen. Gleichzeitig entstehen wertvolle Hochstümpfe als Lebensraum für zahlreiche Insekten und Vögel. Das anfallende Schnittgut findet sinnvolle Verwendung in einer neu angelegten Benjeshecke.
Eine Benjeshecke ist wie ein lebendiges Kunstwerk und auch für den heimischen Garten geeignet. Man steckt stabile Holzpfähle in zwei Reihen in den Boden - ungefähr einen Meter auseinander - und füllt die Lücken mit Totholz, Reisig und Gartenabfällen. Zunächst sieht es noch ein bisschen chaotisch aus, aber die Natur macht ihr Werk: Mit der Zeit sackt der Holzhaufen ab, Wind und Vögel bringen Samen mit, und plötzlich beginnt die Hecke zu blühen. Sträucher und Stauden wachsen zwischen den Ästen, und ein bunter Lebensraum entsteht, der Kleinlebewesen und Vögeln Schutz und Nahrung bietet. Jedes Jahr im Herbst und Frühjahr kann man neue Gartenabfälle hinzufügen. So entsteht eine grüne Hecke, die nicht nur schön aussieht, sondern auch Tieren Schutz bietet. Dieses clever-natürliche Prinzip kennen wir Menschen übrigens schon seit Jahrtausenden und nutzen es als Abgrenzungen z.B. an Grundstücksgrenzen.


Herdenschutz und neue Infotafel
Oktober 2024
In diesem Herbst wurde ein Teil der Streuobstwiese mit einem Herdenschutzzaun eingezäunt und bald wird hier eine kleine Herde Pommernschafe zur Landschaftspflege einziehen.
Außerdem errichteten wir am Eingang der Fläche eine Lehrtafel, die über die Streuobstwiese als wertvollen Lebensraum informiert.

Fleißige Helfer finden neues Zuhause auf der Streuobstwiese
Vier Bienenkästen werden aufgestellt (Juni 2024)
Der Umweltbeauftragte der Gemeinde Adendorf stellt vier seiner Bienenstöcke auf der Streuobstwiese auf.
Auf naturnah angelegten Streuobstwiesen finden Honigbienen, Wildbienen, Hummeln und Co. eine bunte Blütenvielfalt. Verschiedene Obstbäume, Hecken und Blühstreifen sorgen für ein großes Nahrungsangebot. Gleichzeitig profitieren die Pflanzen auf der Wiese von den fleißigen Bestäubern. Die Bienen sorgen für eine reiche Obsternte und sichern das Überleben seltener Wildpflanzen.
Doch die Honigbiene ist nur eine von über 600 Bienenarten in Deutschland. Als einzige heimische Art, die Honig produziert, ist sie seit Urzeiten domestiziert und ihre Völker werden von Imkern gehalten. Ihre wilden Verwandten leben meist nicht in Völkern, aber auch die Wildbienen haben einen unverzichtbaren Wert als fleißige Bestäuber.
Um dem bekannten Konfliktpotential zwischen Honigbienen und Wildbienen um Nahrung zu begegnen, haben wir bewusst nur wenige Honigbienen-Völker auf der Wiese platziert. Die Welt der Honigbiene und die Imkerei sind faszinierend und bieten viele Ansatzpunkte für Umweltbildung für alle Altersstufen. Auch aus diesem Grund haben wir uns für die Haltung von Bienen auf unserer Fläche entschieden.



Kleine Fläche - große Wirkung!
Ein Lesesteinhaufen für Reptilien, Amphibien und Insekten (Juni 2024)
An einem sonnigen und windgeschützten Bereich im Norden des Flurstücks wurde im Juni mit Unterstützung der Hoppe Stiftung für Naturschutz (Hamburg) ein Lesesteinhaufen angelegt.
Eine zuvor ausgehobene Mulde wurde mit einer Schicht aus Sand und Kies bedeckt. Im Anschluss wurden darüber ortstypische Steine zu einem Haufen geschichtet. Der Rand des Haufens wird „ausfransend“ gestaltet. Hier soll sich ein mehrjähriger, mit Steinen durchsetzter Krautsaum entwickeln. Vereinzelt aufgelegte Äste bieten Reptilien zusätzlichen Schutz vor Fressfeinden.
In unserer ausgeräumten Agrarlandschaft stellen Lesesteinhaufen wertvolle Trittsteinbiotope dar. Sie bieten Brutstätten, Versteckmöglichkeiten und Rückzugsräume für Reptilien, Amphibien und Insekten. Lesesteinhaufen schaffen ein besonderes Mikroklima: In den Steinzwischenräumen finden sich trockene und frostfreie Bereiche. Über den Tag speichern die Steine Wärme, welche sie erst über die Nacht wieder abgeben. Tagsüber nutzen sie wechselwarme Reptilien, um sich zu erwärmen. Solitär lebende Wildbienen besiedeln besonnte, sandige Bodenstellen. Amphibien nutzen geschützte Hohlräume zum Überwintern. Auch Kleinsäuger wie Mäuse nutzen Lesesteinhaufen als ihren Lebensraum. In vielen Bundesländern gehören Lesesteinhaufen mittlerweile zu den gesetzlich geschützten Biotopen.

Einsaat Regiosaat
(April 2024)
Um die Entwicklung der ehemaligen Ackerfläche hin zu artenreichem Grünland zu unterstützen, wurde im Frühjahr auf der gesamten Fläche eine regionale Saatgutmischung ausgebracht.

Anlage Wallhecke
(März 2024)
An der östlichen Seite des Grundstückes wurde auf der gesamten Länge der Grenze zum intensviv bewirtschafteten Nachbargrundstück ein Wall aufgeschoben. Dieser soll im nächsten Jahr bepflanzt werden. Eine Wallhecke ist Lebens-, Nahrungs- und Rückzugsraum für Tiere. Sie mindert Beeinträchtigungen aus angrenzenden Nutzungen und dient als Windschutz.
Bei der Anlage des Walls unterstützte uns der Bauhof der Gemeinde Adendorf.

Kaiser Wilhelm und die Sommerforelle
Dezember 2023 - Eine Streuobstwiese entsteht
Wintereinbruch in Erbstorf – eine weiß bedeckte Fläche und -3 Grad Celsius erwarten eine dritte Klasse der Grundschule Adendorf und das Team der Naturschutzstiftung Landkreis Lüneburg am frühen Morgen. Zum Glück ist der Boden noch nicht besonders tief gefroren: Der Anlage einer Streuobstwiese steht also nichts im Wege!
Die Fläche wurde von der Gemeinde Adendorf zur Verfügung gestellt und kostenlos in das Eigentum der Naturschutzstiftung übertragen. Diese engagiert sich nun, die ehemalige Ackerfläche ökologisch aufzuwerten. Gepflanzt werden insgesamt 60 hochstämmige Obstbäume –regionale, alte und robuste Sorten wie der Kaiser-Wilhelm Apfel oder die Birne Sommerforelle. 54 davon wurden bereits durch ein Garten- und Landschaftsbau-Unternehmen gepflanzt. Die letzten sechs sind nun Sache der Grundschülerinnen und Grundschüler. Nachdem Werkzeuge und Arbeitshandschuhe verteilt sind, lernen die Kinder, wie man einen Obstbaum pflanzt und nehmen sich in Kleingruppen ihren eigenen Baum vor. Mit großem Eifer buddeln sie, formen einen Gießring aus Erde und schleppen Wasser aus dem nahegelegenen Radebach zu ihrem Baum. Zwischendurch wärmen sie sich mit einer Tasse Tee am Lagerfeuer. Als alle Bäume stehen, wird noch schnell aufgeräumt und dann geht es schon zurück zur Bushaltestelle. „Die Kinder haben super mit angepackt und waren mit Spaß dabei – ich freue mich schon auf die nächste Aktion- vielleicht im Frühjahr zur Obstbaumblüte oder im Herbst zur Erntezeit!“ resümiert der Geschäftsführer der Naturschutzstiftung Ole Dierßen.
Die Streuobstwiese ist als eine der artenreichsten Lebensräume unserer Kulturlandschaft besonders geeignet, die Artenvielfalt von Insekten, Vögeln, kleinen Säugetieren aber auch der Pflanzenwelt zu fördern.
Kamera läuft...
Dezember 2023
Mehrere Tage begleitete uns der Filmemacher Elias Müller bei der Anpflanzung einer Streuobstwiese in Erbstorf. Neben einem Fachbetrieb unterstütze uns auch die dritte Klasse der Adendorfer Grundschule. Der Film gibt einen Einblick in die Arbeit der Naturschutzstiftung und veranschaulicht, welche Schritte bei der Anlage einer Streuobstwiese zu gehen sind.
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