
Vierhöfener Heide
Lage: Radbruch
Größe: 3 ha
Ausgangsbiotop: artenarmes Intensivgrünland
Entwicklungsziel: extensiv genutztes, mesophiles Grünland; Anlage einer breiten Heckenstruktur; Entwicklung des Waldrandes und Pflanzung von Solitärbäumen auf der Fläche
im Besitz seit: Juli 2022
Naturschutzprojekte auf der Fläche:

Ökologische Aufwertung durch Totholzstrukturen
Im Winter 2025 führte die Naturschutzstiftung Landkreis Lüneburg auf ihrer Stiftungsfläche in Radbruch wichtige Pflegemaßnahmen durch. Einzelne Überhälter aus einer bestehenden Hecke wurden entnommen, um die natürliche Entwicklung der Strauchreihe weiter zu unterstützen. Das dabei gewonnene Schnittgut fand direkt vor Ort eine wertvolle Verwendung: Es wurde zu liegenden Totholzstrukturen aufgeschichtet. Nun beginnt ein faszinierender Zerfall. Pilze und kleine Insekten machen sich gemächlich an die Arbeit und verwandeln das Holz ganz langsam in Erde. Je nach Holzart und den Bedingungen in der Umgebung - wie Wärme und Feuchtigkeit - kann dieser Prozess unterschiedlich lange dauern. Es vergehen oft Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte, bis von einem mächtigen Baumstamm nichts mehr als eine Handvoll Erde übrig bleibt. In dieser Zeit bietet das Totholz zahlreichen Insekten, Kleinsäugern und Vögeln neuen Lebensraum.
Auch im eigenen Garten können wir Totholzstrukturen anlegen. Ein Asthaufen ist mehr als nur ein Haufen Holz - er ist ein Zuhause für die kleinen Bewohner unserer Umwelt. Vögel, Mäuse, Eidechsen und Frösche finden hier Schutz und Geborgenheit. Besonders schön: Je älter ein Asthaufen wird, desto mehr Tierarten entdecken ihn als Heimat. Deshalb sollten wir solche Haufen in unserem Garten nicht wegräumen oder ersetzen. Stattdessen können wir den Haufen einfach immer wieder mit frischen Ästen auffüllen, sodass er lebendig und spannend bleibt.
Die Umsetzung dieser ökologischen Aufwertung erfolgte gemeinsam mit der Neuen Arbeit Lüneburg.

Weniger ist mehr
April 2023 - Intensiv genutztes Grünland verwandelt sich in strukturreichen Lebensraum
Wetter, Befahrbarkeit des Bodens und nicht zuletzt die Stimmung waren gut – als im Frühjahr 2023 mit der Aufwertung der ersten größeren Stiftungsfläche begonnen wurde.
Ein bisher intensiv genutztes Grünland im Radbrucher Raum wird in eine extensive Bewirtschaftung mit 2-schüriger Mahd, ohne Düngung oder den Einsatz von Pestiziden überführt – ergänzt um die Anlage einer breiten Heckenstruktur mit stufigem Aufbau, einem Übergangsbereich zum angrenzenden Wald und einzelne Solitärbäume auf der 3 Hektar großen Fläche.
Die Hecke schafft einerseits eine Abgrenzung zur benachbarten, intensiv bewirtschafteten Ackerfläche und gibt andererseits vielen Tieren Nahrung und Lebensraum. Die Hecke und auch die lockere Pflanzung von Sträuchern und Bäumen am Waldrand ermöglichen es Tieren in ihrem Schutz zu wandern und sich neue Lebensräume zu erschließen.
Zusätzlich wurden auf der Fläche einzeln stehende Bäume gepflanzt. Sind die Solitärbäume einmal groß, übernehmen sie wichtige Aufgaben in Natur und Landschaft. Ihre Kronen dienen einer Vielzahl von Insekten als Lebensraum, sie werden als Niststätten und Ansitzwarten von Greif‐ und Rabenvögeln genutzt, ihre Höhlen sind Wochenstuben von Fledermäusen, Nistplätze von Eulen und Winterquartiere für weitere Arten.

Projekt "Grassworks"
Verstehen wie Grünlandrenaturierung gelingt
Artenreiche Wiesen und Weiden gehören zu den artenreichsten Ökosystemen der Welt. Sie sind das Ergebnis einer jahrhundertelangen extensiven Landnutzung. Allerdings sind in Deutschland viele ökologisch wertvolle Grünlandbestände durch die Bebauung und die veränderte Nutzung der Landschaft verloren gegangen und viele vormals häufig vorkommende Arten sind bedroht.
Mit unterschiedlichen Methoden wird versucht, diesen Prozess der Artenverarmung umzukehren. Das Verfahren nennt sich Grünlandrenaturierung oder Wiederherstellung artenreichen Grünlandes. Manchmal gelingt es, artenreichere Bestände wieder anzusiedeln, doch manchmal misslingt es auch. Das Projekt Grassworks zielt darauf ab, die verschiedenen Faktoren zu verstehen, die eine Grünlandrenaturierung erfolgreich machen. Im Grassworks Projekt werden Grünlandflächen analysiert und bewertet. Dabei werden vegetationsökologische und entomologische (Wildbienen, Tagfalter) Erfassungen, Analysen von Bodenparametern und des Landschaftskontextes sowie sozioökonomische und sozial-ökologische Erhebungen durchgeführt.
Die Naturschutzstiftung stellt ihre Grünlandlächen für das Forschungsprojekt zur Verfügung. Dabei wird eine bisher nicht renaturierte Stiftungsfläche als negative und eine bereits hochwertige Fläche als positive Referenz für die Projektarbeit herangezogen. Wir freuen uns einen Teil zum Projekt beizutragen und sind gespannt auf die Ergebnisse der Kartierungen.
Im Projekt werden nicht nur Daten gesammelt, sondern auch Renaturierungsmethoden gemeinsam mit Praktiker*innen entwickelt. Außerdem werden Wege gesucht, wie artenreiche Wiesen nachhaltig und gleichzeitig rentabel genutzt werden können.
weitere Informationen unter
https://www.leuphana.de/institute/institut-fuer-oekologie/personen/vicky-temperton/grassworks.html